Hinweise

Nach über 20 Jahren Förderung endet die Zeit des Quartiersmanagements im Stadtteil Marzahn NordWest zum 31.12.2020.
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30 Jahre vietnamesisches Zusammenleben...

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... und natürlich auch im Stadtteil Marzahn NordWest, was Anlaß genug war, in der JFE Betonia am Samstag, 23.09.2017, ein größeres Fest zu feiern. Die Reistrommel hatte eingeladen, die JFE Betonia fungierte als Gastgeber und in Kooperation mit verschiedenen Organisationen - z.B. auch mit Mitgliedern des Quartiersrats Marzahn NordWest - gelang es, eine optimale Veranstaltung durchzuführen.

Tamara Hentschel, die dienstälteste Betreuerin der Vietnamesen in Berlin und Mitgründerin des Vereins "Reistrommel" begrüßte die Gäste und war hocherfreut, daß der Saal alle Gäste beinahe nicht aufnehmen konnte. Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle prägte in ihrem Grußwort die humorvoll-anerkennenden Sätze, daß der Blumenhandel in Berlin fest in vietnamesischer Hand sei und daß die Vietnamesen nicht mehr als Fremde, sondern als Berliner anzusehen und vollkommen in das Statteilgeschehen integriert sind.

Die Journalistin Susanne Harmsen moderierte souverän und eindrucksvoll; was bei neun Personen verschiedener Herkunft auf dem Podium nicht immer einfach ist.

Thi Anh Ha Le kam 1991 nach Deutschland, arbeitete im sozial-medizinischen Dienst im Ärztehaus in der Havemannstraße und ist heute als Familienhelferin zufrieden bei der Ostkreuz Zitty gGmbH tätig. Tamara Henschel war seit 1987 bis 1990 Wohnheimbetreuerin im VEB Fortschritt beschäftigt und gilt als die dienstälteste Aktivistin für Vietnamesen im Bezirk. Sie zählt zu den Mitgründern*innen der Reistrommel e.V. Almuth Berger, lange vor der Wende als Pastorin tätig, gründete das Cabana (Treff der Mosambikaner und Angolaner) in Berlin und war 1990 erste und einzige Ausländerbeauftragte der DDR, bevor sie 1992 bis zum Eintritt in den Ruhestand zur Ausländer- und Integrationsbeauftragten im Land Brandenburg berufen wurde. Ginga Eichler war von 1990 - 1991 Mitarbeiterin der Ausländerbeauftragten und bis zum Eintritt in den Ruhestand Mitarbeiterin des Berliner Büros der Ausländerbeauftragten der Bundesregierung. Ihre Story über den gelungenen Versuch, dem damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble einen Besuch mit anschließemdem Gespräch abzustatten, führte zu Beifall. Klaus-Jürgen Dahler unterstützte von 1992 - 1999 die Bürgerinitiative Hohenschönhausen mit vielfältigen Aktivitäten und ist seit 2009 als Dozent für Ausländerrecht an der FU tätig. Er griff erklärend in die Diskussion zum Bleiberecht ein. Tuan Bui kam 1991 nach Deutschland. Rechte Gewalt und die damit zusammenhängenden Umstände waren Anlaß dafür, daß seine Familie später folgen konnte. Er besuchte eine Schule in Marzahn, studierte Wirtschaftsmathematik und gibt heute Deutschkurse in der Reistrommel e.V. Thu Fandrich war ebenfalls als Vertragsarbeiterin beim VEB Fortschritt tätig. Sie lebt heute als selbstständige Geschäftsfrau in Marzahn-Hellersdorf. Katinka Gerth-Hahne saß in ihrer Eigenschaft als Beamtin der Polizeidirektion 6 (AGEM) auf dem Podium. Nach ihrer Aussage setzt die Polizei seit einiger Zeit ihren Fokus verstärkt vom Handel mit illegalen Zigaretten auf andere kriminelle und schwerwiegendere Fälle um. Sie werden das Eine tun, ohne das Andere zu vernachlässigen. Thi Quynh Nguyen, die als Letzte in der Runde zu Wort kam, schloß sich in ihren Bemerkungen dem Reigen der Personen mit vietnamesischer Herkunft auf dem Podium an. Schlußendlich kann angemerkt werden, daß sich das Miteinander zwischen Berlinern mit vietnamesischen Wurzeln und alteingessenen Deutschen in den vergangenen 30 Jahren deutlich verbessert hat und daß sich Dagmar Pohles Aussagen (siehe oben) bewahrheitet haben.

Besonders eindrucksvoll fand der Kiezredakteur die Bemerkungen von Almuth Berger, Ginga Eichler und Klaus-Jürgen Dahler hinsichtlich ihrer vielfältigen Aktivitäten um das Bleiberecht. Ihre Schilderungen glichen einem hochinteressanten politischen Diskurs aus der Zeit um die politische Wende und waren angetan, lange darüber nachzudenken.

Mit viel Beifall wurden die Protagnisten verabschiedet. Es blieb Zeit für die Betrachtung der Fotoausstellung an den Wänden, zur Kommunikation in den kleineren Räumen, zum Anschauen von Filmen der zurückliegenden drei Jahrzehnte sowie kleinerer kultureller Darbietungen. Zwischendurch kosteten die Gäste an den angebotenen Leckereien und Getränken sowie an Gegrilltem vor der JFE Betonia.

Der Dank gilt allen Organisatoren*innen.